4. IDEENWerkstatt MUSEEN am 24.09.2018: Die vernetzte Museumswelt steckt noch in den Kinderschuhen.
26.09.2018: PRESSE-INFORMATION: „MUSEUM 5.0: Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung?“ fragten die Initiatoren der IDEENWerkstatt MUSEEN am 24. September 2018 bei der Podiumsdiskussion in Dahlem. Antworten auf diese Frage gaben Dr. Stefan Brandt, Direktor Futurium Berlin, Bettina Gries, Projektmanagerin Digitale Strategie Deutsches Technikmuseum Berlin, Ronald Liebermann, Key Account & Sales Manager, shoutr labs UG und Uwe Moldryzk, Leitung Ausstellungen und Wissenstransfer, Museum für Naturkunde. Es moderierte Sven Oswald vom rbb.
Den Abend eröffnete Cerstin Richter-Kotowski, Bezirksbürgermeisterin Steglitz-Zehlendorf, die eine thematische Bilanz der bisherigen Veranstaltungen zog: „Aus den bisherigen IDEENWerkstatts-Gesprächen haben wir erfahren, dass Museen sich auf unterschiedliche Besuchergruppen einstellen und „Wow-Effekte“ für sie erzeugen sollten. Museen sind identitätsstiftend. Mit den Gebäuden und Sammlungen hier in Dahlem haben wir dafür gute Voraussetzungen, nur müssen die Türen an der Lansstraße den Besuchern wieder offen stehen. Und vor allem müssen wir an die jungen Generationen denken, die von Museen die Aufarbeitung aktueller politischer Themen erwarten. Digitalisierung ist dabei grundsätzlich ein wichtiges Element für alle Besuchergruppen.“
In seinem Einführungsvortrag „Einblicke in die Zukunft“ zeigt Ronald Liebermann anhand vieler Beispiele anschaulich, wie sich Digitalisierung im Museumsalltag einbringen lässt und wo es Probleme gibt. Viele Museen haben aus unterschiedlichen Gründen kein WLAN, weil sie es beispielsweise nicht wollen oder wegen der Vorschriften des Denkmalschutzes oder andere. Für ihn ist WLAN das Zukunftsthema. „Die vernetzte Museumswelt steckt noch in den Kinderschuhen“, stimmt Uwe Moldrzyk zu. Digitalisierung müsse zielgerecht eingesetzt, es müsse vorsichtig damit umgegangen und geprüft werden, welche digitalen Anwendungen wirklich sinnvoll seien. Dr. Stefan Brandt versteht sich „nicht als Sales Agent für digitale Techniken“. Er will in seinem Futurium jedoch digitale Instrumente für digitale Strategien einsetzen. also „Digitalität haptisch greifbar machen“ und sich dabei über Ängste und Sorgen austauschen. Aber vor allem will er den Austausch darüber, wie wir künftig leben wollen, was auch ein „Bedürfnis der Besucher“ ist. Das Deutsche Technikmuseum setzt die moderne Technik ein, sagt Bettina Gries und wünscht sich, dass noch viel mehr Mitarbeiter*innen offen für digitale Anwendungen und digitales Arbeiten insbesondere gemeinsam mit den Besucher*innen sind. Dabei ist es ihr wichtig, auf die Bedürfnisse der Besucher*innen zu hören, um zu erfahren, was sie wirklich wollen. Museen stehen beispielsweise vor der Frage, wie der Rundgang gestaltet wird, damit Besucher*innen aus Ausstellungen Informationen mitnehmen und speichern. Im Futurium, so Brandt, denke man darüber nach, am Ende des Besuches den Gästen eine Auswertung darüber mitzugeben, was sie interessiert habe und wie sie sich selbst sehen und sich zu bestimmten Themen stellen.
Im zweiten Teil der Diskussion geht es um die Frage „Museum 5.0“. Brandt glaubt daran, dass Museumsarbeit zu einem großen Teil an Orten stattfindet und viel mit haptischen Objekten arbeiten wird: „Einige Museen arbeiten auch mit ihren spektakulären Gebäuden, um Besucher*innen hinzulocken.“ Gries glaubt, dass sich das Museum von einem Belehrungsort zu einem Mitmachort, zu einem politischen Ort verändern wird: „Mein Museum der Zukunft ist, dass es auf alle unterschiedlichen Besucherbedürfnisse qualifiziert eingeht. Dabei hilft uns die Digitalisierung.“ Moldrzyk wünscht sich, dass Museen Orte werden, in denen der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gut stattfinden kann: „Da sehe ich die Möglichkeiten der digitalen Welt noch nicht ausgeschöpft.“ Partizipation und Dialog in Museen stecken für ihn noch in den Kinderschuhen. Museen haben generell die Aufgabe zu sammeln, zu bewahren, an den Objekten zu forschen und die Erkenntnisse zu vermitteln. Das können für ihn auch digitale Museen.
Aber es wird immer Museen geben, wo die Leute hingehen, um das Original zu sehen, zu lernen, etwas zu erleben – allein oder gemeinsam. Dem stimmt auch Richter-Kotowski zu: „Das Objekt vor Ort mit allen Sinnen zu erleben, kann das Netz nicht leisten.“ Brandt prophezeit, dass „Museen sich von der reinen Museumsfunktion in hybride Formen weiterentwickeln werden“. Das Futurium selbst sieht sich als „Museum der Zukünfte“, vermittelt über Ausstellungen, Zukunftslabor, Zukunftsforum und Zukunftsbühne in einem. Es soll ein Ort sein, wo man experimentieren und sich wie in Werkstätten austauschen und künstlerisch auf der Bühne auseinandersetzen kann. Nur so könne man einem Debatten- und Austauschort gerecht werden. Brandt glaubt, dass dann „Digitalisierung in unterschiedlicher Form und Reichweite wirksam wird“.
Für Liebermann werden die Museen sich künftig deutlich miteinander vernetzen, um zu kommunizieren und zu vermitteln. Nach seinen Besucherbefragungen in vielen Berliner Museen gibt es zu wenig individualisierte Besucher-Informationen, obwohl sie alle da sind: „Diese Informationen werden nur nicht vermittelt. Da kann die Digitalisierung extrem hilfreich sein.“
Fazit des digitalaffinen und kenntnisreichen Moderators Sven Oswald: „Museen werden mehr und mehr ein Ort des Erlebens und Austausches mit Wow-Effekten. Wer mehr wissen will, greift zu digitalen Mitteln.“
Die IDEENWerkstatt MUSEEN ist eine Initiative des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf in Kooperation mit dem Regionalmanagement Berlin SÜDWEST.
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